Warum das gemeinsame Gebet wichtig ist

Wenn wir gemeinsam beten, dann suchen wir damit Gott und seine Gegenwart. Zusammen beten stärkt aber auch die Einheit unter Christinnen und Christen.

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Als Mittelschüler besuchte ich am 12. November 1994 zusammen mit Freunden aus der VBG Baden den «Schülertag» in Zug, den Vorgänger des heutigen VBG-Treffs. Es war ein besonderer Anlass: Wir feierten das 50. Jubiläum der Schülerarbeit der VBG.

Ein Highlight war für mich die Jubiläumsansprache von VBG-Pionier Hans Bürki. Er erzählte uns, wie am Seminar Küsnacht die erste christliche Gruppe an einer Schule entstand.

Gebet als Ausgangspunkt

Der Gründung der Küsnachter Gruppe ging eine lange Zeit des Betens voraus. Diese Ausdauer von Hans Bürki beeindruckte mich. Auch heute ist das Gebet ein wiederkehrender Ausgangspunkt für die VBG. Im Leitbild von 2013 steht: «Wir orientieren uns an Jesus Christus und wollen Menschen motivieren und befähigen, dies auch zu tun. Wir wollen in Kirche und Gesellschaft Verantwortung übernehmen und uns für das Wohl aller einsetzen.» Das Gebet ist das Mittel, wie das geschehen kann. Es ruft uns aus unserer Gottvergessenheit heraus und wird so zur Quelle unserer alltäglichen Orientierung an Jesus Christus.

Als die Jünger fragten, wie sie beten sollten, lehrte sie Jesus das Unser Vater. Die Wir-Form dieses Gebets ist bezeichnend: Es ist das Gebet einer Gemeinschaft, nicht das Gebet einer Einzelperson. «Er will den Haufen hören, nicht … die Pharisäer, die sich abgesondert haben», bringt es Luther treffend auf den Punkt.

Das gemeinsame Gebet ist in zweifacher Weise ein Gemeinschaftsgeschehen: Wenn wir im Gebet Gott und seine Gegenwart suchen, dann richten wir uns als Gruppe auf ein gemeinsames Ziel aus, das unsere Differenzen zweitrangig werden lässt. Gleichzeitig verändert sich durch das Gebet auch unsere Sicht auf den Alltag und die Menschen um uns her.

Die Hoffnung auf den auferstandenen, lebendigen Christus öffnet unsere Herzen für die Bedürfnisse unserer Mitmenschen. Das befähigt uns, im Alltag auf eine Weise zu leben, die den Menschen dient und Gott verherrlicht. (In vielen Klöstern erinnert die Inschrift U.I.O.G.D. an diese Herzenshaltung. Sie steht für den Vers in 1. Petrus 4,11: Ut in omnibus glorificetur Deus «… auf dass in allem Gott verherrlicht werde»).

Neue Sicht auf den Alltag

Im gemeinsamen Gebet liegt ein Segen, es bringt etwas in Gang. Durch das Gebet hat Bürki Verbündete gefunden. Aus der kleinen Gruppe entstand eine Bewegung, durch die viele Menschen den Glauben an Jesus entdecken und vertiefen konnten.

Viermal im Jahr treffe ich mich mit einer Gruppe von älteren Menschen, die in der VBG entscheidende Impulse für ihr Leben und ihren Glauben erhalten haben. Seit bald zwanzig Jahren beten wir bei diesen Treffen im Wohnzimmer für junge Mittelschülerinnen und Mittelschüler. Eine andere Form ist das Frühgebet an der Kanti Wettingen. Die vier Jugendlichen und ich treffen uns in der Bibliothek. Wir schlagen unser Gebetsbuch auf, besprechen und ergänzen die gesammelten Anliegen – und beten. Für die Schule, für die Schülerinnen und Schüler, für uns.

Das gemeinsame Gebet steht auch im Zentrum der Gebetswoche von Prayday365, die jedes Jahr in der ersten Novemberwoche stattfindet. Im Zentrum steht das Gebet für die Schulen und Hochschulen – wenn möglich auf dem Campus selbst. Es ist ein wichtiger Schritt für die Einheit der Christen ist, wenn sich die Schülerinnen und Schüler einer Schule zusammentun und beten. Einmal im Jahr – oder auch wöchentlich.

www.prayday365.ch