Meine VBG-Geschichte
Seit ihrer Gründung sind im Rahmen der VBG unzählige Menschen geprägt worden. Es wurde Geschichte, aber auch viele persönliche Geschichten geschrieben. Lebenslange Beziehungen und Freundschaften wurden geknüpft. Menschen haben Gott kennen gelernt oder sind im Glauben oder in ihrer Persönlichkeit gewachsen. Gemäss unserem Leitbild streben wir an, dass Menschen im Umfeld der höheren Bildung einen tragfähigen christlichen Glauben entwickeln und dazu beitragen, ihr persönliches und gesellschaftliches Umfeld zu gestalten. Wir wollen Menschen prägen, auf dass sie wiederum andere Menschen, ihr Umfeld, ja letztlich die Gesellschaft positiv prägen und mitgestalten.
Immer wieder höre ich solche Geschichten. Es sind im Laufe der 75-jährigen Geschichte der VBG wohl Tausende. Wir haben für diese Jubiläumsausgabe der Bausteine exemplarisch zehn Frauen und Männer zwischen 27 und 89 Jahren gebeten, uns ihre persönliche VBG-Geschichte zu erzählen. Das heisst: wie sie von der VBG geprägt wurden, was sie gelernt haben, welche Impulse sie für ihren Glauben, ihr Leben und ihr Wirken erhalten haben.
Es hat schon immer zur «DNA» der VBG gehört, dass wir ganz persönlich in Menschen und ihren Glauben investieren, sei es in Kursen, Lagern, Gruppen oder Einzelkontakten. Diese «Quality Time» mit und für Menschen ist immer auch bedroht durch Zeitmangel oder dringende andere Aufgaben, welche sich den Mitarbeitenden stellen. Es ist und bleibt aber die wichtigste Aufgabe, und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Vierfache Prägung
Die Schüler- und Studierendenarbeit der VBG hat mein Leben in vierfacher Weise nachhaltig geprägt:
- Die zahlreichen Begegnungen, Diskussionen und Inputs haben mir eindrücklich die Vielfalt von Glaubensformen vor Augen geführt und mich einen tiefen Respekt vor Andersdenkenden und -glaubenden gelehrt.
- Als eine zentrale Erkenntnis meiner VBG-Zeit bleibt, dass Glauben und Denken nicht im Widerspruch stehen, sondern vielmehr ein reifer Glaube (auch) durch fundierte intellektuelle Auseinandersetzung gespiesen wird.
- An VBG-Abenden, Wochenenden, Kurswochen und in meiner Zeit in einer VBG-WG sind Freundschaften entstanden, die bis heute mein Leben bereichern
- Und «last but not least»: Ohne die VBG hätte ich meinen Mann Philipp nicht kennengelernt, mit dem ich bald 30 Jahre glücklich verheiratet bin und mit dem ich mich über zwei tolle, mittlerweile erwachsene Kinder freuen darf.
Immer tiefer und vielfältiger
Die VBG begleitet mich schon mein halbes Leben lang. Im Gymnasium durfte ich Teil einer interkonfessionellen, diskussionsfreudigen und glaubenshungrigen Gruppe sein (die ausserdem viel «Seich im Kopf» hatte :D). Das war sehr prägend für mich und genau das, was ich als Jugendliche brauchte. Ebenso intensiv ging es während des Studiums in der VBG Zürich weiter. Sei es in der Zeltweg-WG, im Ora et Labora im schönen Rasa oder bei den Treffen am Dienstagabend: Mein Glaube wurde durch neue Impulse, Gespräche und Gebetszeiten immer tiefer und vielfältiger. Und nebenbei durfte ich Freundschaften fürs Leben schliessen. Danke, VBG
Aus der Ferne verbunden
Ja, ich weiss, die Corona-Pandemie brachte viel Leid in diese Welt. Doch für mindestens eines bin ich Corona dankbar: Ich lebe seit mehr als 20 Jahren im Ausland und konnte dank Zoom an VBG-Angeboten des Bereiches Spiritualität teilnehmen. Exerzitien-Kurse, Moments of Silence und weitere Zoom-Kurse sind eine wertvolle Bereicherung meines Glaubenslebens. Durch meine Tätigkeit mit Wycliffe, einer Missionsgesellschaft im Ausland, bewege ich mich seit Jahrzehnten vor allem im französisch- und englischsprachigen Raum. Die Zoom-Spiritualitäts-Angebote der VBG sind Anregungen und Anstösse, meinen Glauben auf neue Art zu leben. Einerseits kann ich dies in meiner Muttersprache Deutsch tun, andererseits begegne ich dem Bereich Kontemplation und Meditation in meinem christlichen Umfeld vor Ort nicht. Gerne bin ich so vom Ausland mit der VBG verbunden.
Diversität, Empowerment, Partizipation, Vernetzung
Ich war schockiert. Alle im Skilager hatten eine Bibel dabei! Das VBG-Snowcamp führte zu einem Experiment: Gott sollte sich mir beweisen. Gott war nachsichtig und die nächste diskussionsfreudige BG nicht weit. Vier Prinzipien haben mich in der VBG geprägt:
- Diversität: Angesichts der unterschiedlichsten Frömmigkeitsstile und Lebenswelten wurde eine differenzierte, bereichernde Vielfalt gelebt. Gemeinsame Glaubenswurzeln verliehen Tiefe.
- Empowerment: In uns Studierende wurde investiert. Die geistliche Begleitung durch Michel, Lindenmann, Ruther et al. regte die Persönlichkeits- und Spiritualitätsentwicklung an und befähigte uns, uns mit religiösen und anderen Trends auseinanderzusetzen.
- Partizipation: Durch das aktive Mitgestalten erhielten wir einen Vorgeschmack, wie Beteiligungskirche funktioniert (wohl ein wichtiges Learning für die Zukunft).
- Vernetzung: Freundschaften fürs Leben sind entstanden.
Fürs Leben infiziert
Neben Campus für Christus ist es die VBG, die mein Leben und Dienst massgeblich geprägt hat. Moscia-Lager als Mittelschüler, der charismatisch-erweckliche Aufbruch als HSG-Student in St. Gallen, das gesegnete Miteinander zwischen Campus und der VBG in Zürich, der Kontakt mit VBG-Exponenten in späteren Jahren. All dies hat mich fürs Leben infiziert mit der Liebe zu Christen jeglicher Couleur und dem Bewusstsein der Abhängigkeit vom Heiligen Geist. Möge Gott die VBG weiterhin in wunderbarer Weise dazu gebrauchen, denkende Menschen in die Nachfolge Jesu zu rufen.
Eine entscheidende Stütze
Während am Gymnasium alles Christliche oft heftig kritisiert wurde, war die VBG-Bibelgruppe eine entscheidende Stütze, um mich als Christin nicht naiv oder unverantwortlich zu fühlen. Texte in VBG-Publikationen kamen meinem Bedürfnis nach denkerischer Auseinandersetzung mit dem Glauben entgegen. Ich merkte, dass Gott weder bewiesen werden kann noch muss, aber dass Glauben an das Evangelium durchaus vernünftig ist. Gleichzeitig wurde mir deutlicher, wie viele theologische Antworten und Schwerpunkte unter Menschen, die Jesus folgen und die Bibel ernst nehmen, möglich sind. Mit Exerzitienkursen und geistlicher Begleitung durch Ruth Maria Michel wurde meine Beziehung zu Christus echter, und ich habe viele ihrer Aspekte – etwa Liebe, Vertrauen, Demut – tiefer erfahren. Sie begann mein Menschsein in grösserem Ausmass zu prägen, weil ich darin auch die dem Verstand unzugänglichen Welten zu achten lernte.
Vom Kopf ins Herz
Am Anfang stand ein Telefonanruf. Ich wollte von Beat Christen nur eine Adresse. Er fragte nach, was ich mit der Matura in der Tasche im Sinn habe. Meine Antwort liess ihn aufhorchen: «Ich mache ein Zwischenjahr, und wenn das nicht reicht, ein Zwischenleben.» Beat meinte: «Pass auf, dass du dein Leben nicht vergammelst!» Das war genau das, was ich nicht hören wollte. Aber Beat fuhr fort: «Ich verstehe, dass du nach 13 Jahren Schule einen Unterbruch brauchst. Warum machst du das nicht als Praktikum bei uns?» Sein Angebot war verlockend: «Mach ein Jüngerschaftsjahr im Rahmen der VBG. Sag mir, was du sehen möchtest, und ich lasse meine Beziehungen spielen. Wenn du Schwierigkeiten hast, können wir uns innerhalb von 24 Stunden treffen. Einzige Bedingung: Gib mir einmal im Monat Rechenschaft über das, was du machst.» Daraus wurde ein Jahr, in dem mein Glaube vom Kopf ins Herz gleiten durfte.
Auf der Vespa mit dem VBG-Gründer
Ich bin mit der VBG fast so lange verbunden, wie es diese gibt! In den 50er-Jahren fragte mich der VBG-Gründer Hans Bürki, ob ich als Medi-zinstudent eine VBG-Gruppe für Medizinstudierende gründen und leiten würde. Daraus ist später die AGEAS entstanden, die Arbeitsgemeinschaft evangelischer Ärztinnen und Ärzte der Schweiz, die ich parallel zu meiner Tätigkeit als Hausarzt bis zur Pensionierung geleitet habe. Während vieler Jahre präsidierte ich auch die internationale christliche Ärztevereinigung (ICMDA). In diesem Rahmen reiste ich zusammen mit meiner Frau Annie in viele Länder. Unter anderem ermöglichten wir christlichen Ärzten in der damaligen DDR, einen eigenen Verein zu gründen und an internationale Kongresse zu reisen. Nochmals zurück in die 50er-Jahre: Da durfte ich bei einem denkwürdigen Anlass dabei sein: Als Begleiter von Hans Bürki reiste ich 1957 mit diesem zusammen vom Florenz-Lager auf einer Vespa nach Ascona, wo Bürki den Kaufvertrag für die Casa Moscia unterschreiben durfte! Ein Jahr später lernte ich in Moscia meine Frau Annie kennen, mit der ich seit 64 Jahren glücklich verheiratet bin.
Neu ausgerichtet
Im Herbst 2022 besuchte ich meinen ersten VBG-Kurs, wo ich in angenehmer Gemeinschaft angeregt wurde, meine Verhaltensweisen anhand des Enneagramms neu zu beleuchten. Durch diese Beleuchtung meiner Person und meiner Gottesbeziehung strahlt mein Leben heute in einem ganz neuen Licht, durch das ich klarer sehen kann. Anfänglich tat dies auch weh, da ich in meinem Leben viele Umstände lieber im Dunkeln belassen hätte. Dennoch erschlossen sich mir neue Möglichkeiten, zum Beispiel nicht immer über dieselben Stolperfallen meiner Persönlichkeit zu stürzen, weil ich diese nun besser im Blick habe. Seit ich, angeregt durch verschiedene Kurse der VBG, noch stärker in der Gegenwart von Jesus zu leben lerne, hat sich mein Leben komplett neu ausgerichtet, und ich bin gespannt, was die Zukunft bringt!
Follow Him!
2012 habe ich am «Follow Him» teilgenommen, einem Camp für Leiterinnen und Leiter der VBG-Gruppen an Mittelschulen. Wir waren eine kleine Gruppe von jungen Menschen und hatten einen sehr tiefgreifenden Austausch die ganze Woche hindurch. Mit- und füreinander beten, einander segnen, über Glaubensfragen diskutieren, in der Leitung von Gruppen gecoacht werden, Gemeinschaft haben und Leben teilen – diese Woche hat mich in meinem Glauben herausgefordert und gestärkt und mein Leben nachhaltig positiv geprägt.
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