Über Menschen und Übermenschen

Die transhumanistische Hoffnung verspricht auf den ersten Blick eine schmerzfreie und sorglose Welt…

 

«Die Hoffnung der Welt» lautete das Thema der vergangenen Studientage an der Uni Fribourg. Bei diesen Worten denken wir Christen oft als erstes an die Osterhoffnung, welche unsere trostlose Welt doch so dringend braucht. Dabei vergessen wir schnell, dass unsere Welt gar nicht so hoffnungslos ist, wie es (uns) manchmal scheinen mag. Eine andere grosse «Hoffnung der Welt» formuliert der Transhumanismus. Dies ist eine globale Bewegung, die schier endloses Potential darin sieht, den Menschen mithilfe von Wissenschaft, Technik und Medizin zu optimieren. Der Mensch und sein Leben sollen einerseits transfiguriert werden, das heisst in eine längere, bessere, freiere Lebensform überführt. Andererseits soll er womöglich gar transzendiert werden, indem die sterbliche Hülle des Homo Sapiens abgeworfen wird und ein neues Wesen aus der technischen Metamorphose hervorgeht. Als Paradevertreter dieser Denkströmung entpuppte sich der Militärhistoriker Yuval Harari mit seinem Weltbestseller «Homo Deus: eine Geschichte von Morgen». Die Hoffnung der Welt im 21. Jahrhundert formuliert er ganz kühn mit den drei Zielen: Unsterblichkeit, grenzenloses Glück und Göttlichkeit. Der Transhumanist braucht sein Vertrauen nicht auf einen Retter zu setzen, der ihn aus der tosenden Flut herauszieht – er wird bald selbst auf dem Wasser gehen können.

«Glauben und Denken» ist ein altbekanntes Kernanliegen der VBG. Der Vorwurf von Atheisten und Naturalisten lautet oft, dass Christen zu viel glauben und zu wenig denken. Wer sich aber mit dem Transhumanismus auseinandersetzt, bekommt schnell das Gefühl, dass hier alles Mögliche geglaubt wird, ohne viel darüber nachzudenken. Die transhumanistische Hoffnung mag auf den ersten Blick eine schmerzfreie und sorglose Welt versprechen, in der der Mensch die absolute Freiheit geniesst. Bei genauerem Hinsehen lässt sie den Menschen und sein tiefstes Wesen aber links liegen.

Ein Grossteil dessen, was den Menschen fasziniert, erfüllt und ausmacht, ist eng verknüpft mit Verzicht, Hingabe, Einschränkung, Festlegung. Sei es die Pflege einer Freundschaft, eine Liebesbeziehung, die Gründung einer Familie, die Erschaffung eines Kunstwerks oder das ehrfürchtige Staunen über einen Sonnenuntergang.

All diese Dinge wurden während der vergangenen Jahrzehnte des technischen Eilfortschritts in keinster Weise optimiert – eher im Gegenteil. Die Glorifizierung der Technik im transhumanistischen Denken beruht auf einem Weltbild, in welchem der Mensch selbst nur noch technisch gedacht wird. Er wird zur Maschine, die alles können muss und ewig laufen soll, aber dabei den menschlichen Wesenskern einbüsst. Ist dies die Zukunft, auf die wir unsere Hoffnung setzen möchten? In Jesus begegnet uns ein Gott, der uns ernst nimmt als Menschen, mitten in unserem Alltag, mit unseren realen Ängsten, Nöten und Unzulänglichkeiten. Ein Gott, der in unserer Welt geboren wird, lebt, liebt und stirbt. Die echte Transfiguration des Menschen hin zum wahren Leben ereignete sich in der Nacht vom Karsamstag auf Ostern. Wenn sich der Mensch nicht in diese Verwandlung durch Gottes Geist hineinnehmen lässt, dann wird er auch mit aller Technik nicht fähig sein, ein erfülltes Leben zu führen. Ich ziehe die Osterhoffnung definitiv jener Hoffnung vor, die vielleicht im Sinne von technologisch hochentwickelten Roboterwesen sein mag, aber für eine Welt bestimmt ist, die unmenschlicher nicht sein könnte.