Einfach die Zukunft mitgestalten

Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens.
HEBRÄER 12, 1 + 2

Diese Wolke von Zeugen hat viel erlebt. In Kapitel 11 ist die Rede von grossen Persönlichkeiten wie Noah, Abraham und Mose. Männer, mit denen Gott intensiv unterwegs war. Männer, mit denen er einen Bund geschlossen hat. Männer, die Stellvertreter waren. Aber nicht nur diese grossen Männer dienen als Zeugen. Auch Frauen wie Sara und Rahab werden als wichtige Bausteine der Geschichte Gottes mit dem Volk Israel erwähnt. Es sind ihre Lebensgeschichten, die Gott gebraucht hat, um auf uns Menschen zuzugehen und seine unveränderliche Absicht, unter uns zu sein, zu verdeutlichen.

Doch kommen beim Lesen schnell Fragen auf: Was bedeutet das nun für unseren Alltag? Ist unser Leben auch eines, das für den Lauf der Welt entscheidend ist? Kann unser Leben ebenso Veränderung bringen? Oder hat es das vielleicht schon getan? Allzu schnell kommen wir zum Schluss: Mein Leben ist viel zu kurz, zu langweilig, zu durcheinander, zu nichtssagend, und eigentlich habe ich gar nichts erlebt.

Klingt verständlich, nachvollziehbar und zutiefst menschlich. Genau da liegt der Knackpunkt.
In der Bibel lesen wir oft von grossen Heldentaten, Scheitern und wieder durch Gottes Gnade Weitergehen. Sie erzählt von Gottes Eingreifen in die Weltgeschichte und in ganz individuelle Lebensgeschichten. Diese Zeugnisse zu lesen, soll vielmehr ermutigen als entmutigen. Sie sollen Mut machen, auch zwischen den Zeilen der Geschichten zu lesen. Zu sehen, dass es letzten Endes nicht um die Menschen geht, sondern darum, was Gott durch sie tut. Es geht um Gottes Berufungen, seinen Segen und seine gnädige Reaktion auf menschliches Scheitern.

VBG

5 Jahre VBG bedeuten 75 Jahre voller Heldenreisen von glaubenden Frauen und Männern in der Schweiz. Menschen, die ihr Leben, ihre Zeit, ihre Gaben Jesus gegeben haben, damit er sie braucht, um sein Reich zu bauen und seine Botschaft zu verbreiten. 75 Jahre Vertrauen, Beten, Glauben, Reden, Reisen, Scheitern und Lernen. In diesem Heft kann man einzelne ihrer Geschichten lesen. Aber die meisten sind nicht festgehalten oder gar unbekannt. Die meisten passieren im ganz normalen Alltag – bei dir!

Du weisst jetzt nicht, ob du das so von dir sagen kannst oder wie und wo das in deinem Alltag passiert? Das tut es sicherlich, ist aber oft nicht sichtbar. Damit es sichtbarer werden kann, gilt es, sich selbst zu kennen und zu erkennen. Gott kennt uns und all unsere Gedanken und Gaben. Das bedeutet aber noch nicht, dass wir uns selbst verstehen.

Trotzdem ist es möglich und wir wollen dir dabei ein wenig auf die Sprünge helfen. Dazu haben wir uns eine kleine Aufgabe überlegt, die du gern auch gemeinsam mit einer oder mehreren Personen machen kannst. Wir wollen mit dir durch deine Vergangenheit und Gegenwart gehen, um die Reise in die Zukunft greifbar zu machen. Wie hat Gott dich erschaffen und geführt, dass du mit «seinem DU» ein Zeugnis für ihn sein und das Leben der Menschen um dich herum verändern kannst? Erkenne deine Werte, Gaben und Aufgaben in dieser Welt!

Los geht’s! Wie in einer guten Predigt gehen wir in drei Schritten vor. Es gibt keine zeitliche Vorgabe. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, und mach gern die einzelnen Schritte mit zeitlichem Abstand. Ganz nach deinem Gusto und deiner Kapazität. Es gibt eine Version für Mutige und eine für Extra-Mutige, denn wir glauben fest daran, dass in uns allen das Potenzial für einen «Mut-Anfall» steckt.

Schritt 1: Rückblick

Der Blick zurück eröffnet einen gut ausgerichteten Blick auf Gegenwart und Zukunft. Der Blick auf die eigene Geschichte ist unentbehrlich. Sie macht uns zu den Personen, die wir sind. An uns liegt es nun, Gottes Wirken und Handeln – teils ganz deutlich, teils etwas versteckter – zwischen den Zeilen der eigenen Geschichte zu erkennen. Und das ist gar nicht so schwer. Meist ist es ein ganzer Strauss an Erinnerungen, den man sich zusammenstellt. Dazu gehören beispielsweise Segenssprüche, Bibelworte, Komplimente und konstruktives Feedback. Vielleicht hast du schon einen Stärkentest gemacht.
Jetzt ist der Moment, diese Erinnerung hervorzuholen. Das kann spontan passieren oder mit ein, zwei Extraschritten.

A. Für Mutige

Kram für ein paar Minuten in deiner Erinnerung. Schreib dir die auf, welche dir einfallen.

B. Für Extramutige

Nimm Notizen oder Fotos vom letzten Jahr zur Hand und such diese Momente heraus. Schreib die auf, die dich gerade am meisten bewegen.

C. Für Beide

Klebe dir diesen Zettel sichtbar in deiner Wohnung auf – zum Beispiel an der Wohnungstür auf dem Weg nach draussen als Erinnerung, bevor du am Morgen in den Tag startest.

A. Für Mutige

Notiere auf einem Extrablatt, was dich «sad» (traurig) und was dich «mad» (wütend) macht. Beispiels­weise kann einen die Armut der Welt traurig machen und die noch guten Lebensmittel in der Mülltonne vor der Tür wütend. Die vielen Autos auf der Strasse traurig und die fehlen­ den Velowege wütend… usw.

B. Für Extramutige

Versuche 5 Werte zu finden, die dir wichtig sind. (Treue, Geduld, Loyalität, Sparsamkeit, Grosszügig­keit, Gerechtigkeit, …). Notiere sie, und beobachte in nächster Zeit, wo sie dir im Alltag begegnen.

Schritt 2: Einblick

In der Vergangenheit stehen zu bleiben, ist das Gegenteil von Fortschritt. Denn unser Leben findet fortschreitend statt. Deshalb nun der Blick in die Gegenwart.

Um herauszufinden, was dich aktuell antreibt, kannst du dir ganz einfache Fragen stellen.
• Wofür schlägt mein Herz? Wo kann ich mich investieren, ohne dass es mich Kraft kostet?

• Was macht mich glücklich und was macht mich traurig?

Manchmal kommt man nicht dahinter, was einem wichtig ist. Dann hilft es zu fragen: Was macht mich richtig traurig oder wütend, wenn es nicht passiert? Das hat viel mit unseren Werten zu tun. Nicht für jeden oder jede gelten dieselben Werte als gleich wichtig.

Schritt 3: Weitblick

Wie kann man besser in die Zukunft schauen als auf den, der sie kennt. Auf Jesus – sein Werk bisher und seine Vision. Jesus ist gekommen, um zu zeigen, wer Gott ist, wie er handelt, wie dieses Leben «lebbar» ist. Die Evangelien sind voll davon.

• Die Bergpredigt (Mt. 5 – 7), die uns anweist, was dieses Leben fordern kann und wie wir es gestalten können. Was bedeutet ein geistliches Miteinander? Wie machen wir den Unterschied? Wo steckt die Liebe in dieser Welt, und wie stecken wir Liebe in die Welt?

• Gespräche mit Jüngern und Pharisäern zeigen Streitfragen und Kontroversen auf, aber ebenso starke Ermutigungen.

• Bis hin zum Ende des Evangeliums, an dem Jesus den Jüngern einen klaren Auftrag gibt: Machet zu Jüngern alle Völker!

Und nun sollen wir uns etwas heraussuchen, was auf unser Leben passt? Auch das ist möglich. Denn wenn wir auf Jesus schauen, ist unser aller Ziel dasselbe, aber es resoniert unterschiedlich in uns.

• Vielleicht hast du im Verlauf des Lesens gemerkt, dass dein Herz, deine Werte und deine Leidenschaft darauf aus sind, viel Liebe in die Welt zu stecken und damit Menschen in den Glauben «hineinzulieben».

• Vielleicht sagt dir aber auch dein ganzes Sein, dass viele Missstände und Falschaussagen nicht so stehen bleiben dürfen – dass die Welt so nicht gedacht ist und du gern in die Kontroversen gehen möchtest. Jesus hat das nicht gescheut und ermutigt uns, klug zu sein wie die Schlangen. Und er hat uns den Geist geschenkt, der uns leitet und die richtigen Worte gibt, wenn wir sie brauchen.

• Vielleicht überlässt du all das deinen Mitmenschen und gehst los! Raus in diese Welt, raus an die Orte, an die Jesus dich stellt, und bist Evangelistin. Ganz im Sinne von Franz von Assisi «Predige das Evangelium. Falls notwendig, gebrauche Worte».

A. Für Mutige

Lies das Buch Genesis. Es ist voll von Lebensgeschichten. Schau genau hin, was die Hauptfiguren gemacht haben, aber vor allem wie Gott auf ihr Handeln und Scheitern reagiert hat. Denn er ist der Handelnde! Wo fühlst du dich ange­sprochen? Wo siehst du Gottes Handeln in deinem Leben? Wo siehst du seinen Zuspruch in deinem Leben?

B. Für Extramutige

make it real – gehe einer dieser drei Möglichkeiten auf den Grund. Schau in die Evangelien und in deine Umgebung. Such dir ein Vorbild, das dich inspiriert. Vielleicht auch einen Mentor oder eine Freundin, die dich darin unterstützen können.

C. Für Beide

Kombiniere deine Ergebnisse aus den drei Schritten miteinander. Welche grosse Vision, Wünsche oder Sehnsüchte kannst du daraus ableiten? Schreib sie auf. Nun überlege dir, was du von dieser Vision in den nächsten 6 Monaten umsetzen kannst. Und als letzten Schritt überlege dir eine Sache, die du in der nächsten Woche umset­zen kannst.

Fazit aus Schritt 1 bis 3 = deine Vision

Und schon ist die Vision greifbar.

Beispiel

1. Menschen sind mir wichtig. Ich kann Mut machen, Neues zu wagen. Ich bin eine Hoffnungsbringerin.

2. Die Ungerechtigkeit der Welt macht mich traurig und hilflos.

3. Jesus führt mich oft in Situationen, in denen ich Menschen Hoffnung und Mut zusprechen kann.

V. Vision
  • Ich möchte die Hoffnung, die Jesus mir gibt, an meine Mitmenschen weitergeben.
  • In den nächsten 6 Monaten lese ich Hoffnungstexte in der Bibel und bete darüber, wie das im Hier und Jetzt relevant ist.
  •  In der nächsten Woche spreche ich mit drei Personen aus meiner Gemeinde oder meinem Hauskreis darüber, welche Texte ihnen Hoffnung geben und warum.

Die Bibel ist voller Menschen. Menschen wie du und ich. Menschen, die mit Hochs und Tiefs konfrontiert sind. Es sind nicht nur immer die im Zentrum wichtig, die am Rand ebenso!

Im Hebräerbrief selbst schreibt der Autor, dass er von so vielen weiteren Zeugnissen erzählen könnte, aber dafür die Zeit zu kurz ist.

Was die Menschen der Bibel allerdings alle verbindet, ist der Glaube. «Durch den Glauben» konnten Menschen grosse Aufgaben und Visionen in ihrem Leben umsetzen. Der Glaube war ihr Beitrag. Gott hat ihnen Gaben, Aufgaben, Berufung und Segen gegeben. Sie mussten «einfach» nur glauben.
Wenn wir erkennen, was Gott uns mitgegeben hat, in welche Lebenssituation er uns gestellt hat, und welche Werte uns wichtig sind, dann kann uns das als Sprungbrett dienen, um uns in diesem Leben für Gott einzusetzen. So individuell er uns erschaffen hat, so individuell sind unsereBerufungen. Aber wir alle können sie erkennen und leben. Und wir können darüber staunen, wie er unser Handeln und Scheitern gebraucht! Wir können wahrnehmen, welche Gaben und Sehnsüchte er uns gegeben hat und wie diese auf ihn deuten, wie sie helfen, Menschen zu ihm zu bringen, wie sie Reich Gottes hier auf Erden ermöglichen, bis wir eben letztendlich bei ihm sein werden.

75 Jahre in der VBG sind erst der Anfang – ein kleiner Wimpernschlag im grossen Bild der Zeit. Trotzdem stellen wir uns die Frage: Wo stehen wir in 75 Jahren? Was ist unsere Berufung als Christinnen und Christen in der Schweiz und ganz konkret in der VBG? Wo bauen wir Reich Gottes? Wo stehen wir alle darin als Einzelne und als Gemeinschaft.
Wir lernen von den grossen Zeugen und Zeuginnen der Geschichte: An Jesus bleiben, ihn suchen und ihn bitten, die Vision des Lebens weiter zu schärfen. Denn mit ihm können wir die Welt verändern und Ewigkeitswert schenken.

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