«Die grosse Solidarität ist berührend»
Der Umbau der Casa Moscia ist dringend nötig, um die Erneuerung der Betriebsbewilligung zu erhalten. Gleichzeitig ist das für 2022 geplante Projekt eine Weiterentwicklung, mit der die VBG-Seeherberge vielseitiger und ökologischer wird.
Die Leitung und der Vorstand der VBG haben sich zusammen mit der Baukommission auf das Projekt «Moscia 2022» geeinigt, das mehr Platz für Gruppen, eine ökologisch ausgerichtete Infrastruktur und einen komplett umgestalteten Westtrakt vorsieht. Im Interview berichtet Projektleiter Michel Bieri, wie es ihm angesichts der grossen Herausforderungen zumute ist.
Michel Bieri, was ist der aktuelle Stand der Finanzierung?
Wir sind bewegt über die grosse Resonanz. Aktuell sind 4,4 der erforderlichen 4,8 Mio. Franken eingegangen. Darin enthalten ist 1 Mio. Franken à fonds perdu des Kantons Tessin, sowie 0,5 Mio. Franken der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit. Der restliche Betrag setzt sich zusammen aus rund 400’000 Franken Spenden und ca. 2,5 Mio. zinslose Darlehen. Die handschriftliche Verdankungsarbeit braucht mittlerweile rund einen Tag pro Woche – aber sie erfüllt uns mit grosser Dankbarkeit und sie geschieht segnend!
Ist das Projekt somit gesichert?
Die Finanzierung sieht tatsächlich sehr gut aus. Sie ist aber bloss eines von zehn Kriterien, die der Vorstand definiert hat, um im April 2020 über die Realisierung des Projekts zu befinden. Ebenso wichtig sind die Einhaltung der Gesamtkosten, die Anpassung des künftiges Betriebskonzeptes sowie die positive Resonanz auf das Baubewilligungsverfahren. Insgesamt sind wir in all diesen Punkten erfreulich unterwegs.
Was sind die Zielsetzungen des Umbaus?
Der Westtrakt mit über 60% aller Betten der Casa Moscia erfährt eine komplette Erneuerung. Bei bestehenden Mauern wird die Hochwassertauglichkeit umgesetzt und eine neue Zimmereinteilung und -gestaltung realisiert. Die heute verstreute Haustechnik wird in einem neuen Techniklokal zusammengefasst. Zudem macht ein Energiekonzept basierend auf Solarthermie, Fotovoltaik und Seewasserwärmepumpe künftige Ferien in der Casa Moscia deutlich ökologischer.
Freust du dich auf die neue Casa Moscia?
Mit Moscia 2022 erneuern wir das äussere Gesicht. Gleichzeitig fragen wir uns, ob und wie sich das Innenleben, die Seele unseres Hauses entwickeln soll – unsere Interaktionen, das geistliche Leben, Zusammenwohnen und Arbeiten. Welche Aufgabe hat eine christliche Hotellerie im 21. Jahrhundert? Mit welchem Gesicht und welchen Inhalten kann sie am Puls der Menschen bleiben? Für viele VBG-Freunde bürgen die Casa Moscia und das Campo Rasa für eine Professionalität und Leidenschaft, die auch der VBG als Ganzes zugute kommt, also auch der Schüler-, Studierenden- und Erwachsenenarbeit. Wir orientieren uns momentan noch lesend, doch schwebt Rebekka und mir vor, bald einen Workshop mit prägenden christlichen Vordenkerinnen und Vordenkern durchzuführen, um diese Fragen weiter zu bewegen.
Jetzt ist Saisonpause. Welche Arbeiten stehen neben dem Fundraising an?
Im Frühjahr 2020 soll für die Casa Moscia und das Campo Rasa eine Erstzertifizierung mit dem Nachhaltigkeitslabel «ibex fairstay» erfolgen können. Bis dahin müssen wir unsere beiden Betriebe minutiös durchleuchten. Der Kick-Off für diesen Prozess erfolgte mit der Präsentation einer entsprechenden Bachelorarbeit durch eine Umweltingenieur-Studentin der ZHAW. Nun folgt die Erhebung vieler Daten mit entsprechender Belegsammlung. Daneben stehen kleinere Reparaturen, Pinselsanierungen und die Jahresendreinigungen an.
Wie geht es in dieser intensiven Zeit dir und Rebekka persönlich?
Es war eine grosse Herausforderung, im Sommer 2019 bei laufender Hochsaison das Fundraising zu starten. Wir haben diesen Auftrag der VBG aber mit grosser Überzeugung angenommen. Uns, das Projekt und den in der Folge oft leeren Kühlschrank tragen unsere zum Teil schon erwachsenen Kinder wunderbar mit. Dafür sind wir sehr dankbar. Die grosse Solidaritäts-Welle vieler VBG- und Moscia-Freunde im Rahmen des Fundraisings ist berührend und motiviert uns zusätzlich. Mittlerweile mussten wir jedoch einsehen, dass ein eingeschränkter Betrieb während des Baus im Jahr 2022 kaum möglich ist. Das ist delikat und wir hoffen auf die anhaltende Treue von Gruppen und Individualgästen über die Bauzeit hinaus. Zudem suchen wir nach guten Lösungen für unsere Festangestellten. Sie leisten tolle Arbeit, und das wollen wir ihnen mit Anstellungen ohne Vertragsunterbruch während der Bauzeit danken.
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