Geht euch das manchmal auch so? Ihr besprecht gemeinsam in der VBG-Gruppe einen Bibeltext und möchtet gerne tiefer tauchen: Ihr habt Fragen und wüsstet gerne mehr zum einen oder anderen Begriff, Thema oder Ort aus dem Text. Weil du ja nicht immer ein Bibellexikon bei dir hast und auch nicht immer Zeit ist, alles selbst zusammenzugoogeln, haben wir für euch zu vier Bibeltexten ein paar Hintergrundinfos zusammengestellt. Die zugehörigen Bibellesekarten mit Bibeltext und Methode für die Gruppe könnt ihr bei bestellen, falls ihr sie nicht bereits in den Händen haltet!

Sein sein

1. Könige 19, 1-15

Der Prophet Elia lebte und wirkte zur Zeit, als Ahab im 9. Jahrhundert v.Chr. König über Israel war. Unter dem Einfluss seiner Frau Isebel fiel Ahab vom Glauben an Gott ab und verehrte fremde Götter, unter anderem Baal. Direkt vor unserem Text kam es zu einem «Battle» zwischen Elia und den Propheten Baals, um zu klären, wer der wahre Gott ist, dem das Volk Israel nachfolgen soll (1. Könige 18, 17-46). Elia gewann, da sein Gott als Einziger Feuer vom Himmel schickte und das Opfer auf seinem Altar anzündete.

Gottesbegegnungen

Die Bibel geht sehr selbstverständlich davon aus, dass Menschen Gott begegnen können. Doch eigentlich ist es viel eher Gott, der den Menschen begegnet, sich sichtbar und hörbar macht. Wir können Gott suchen, offen sein für eine Begegnung und mit seinem Reden und Wirken rechnen, aber «machen» können wir eine Gottesbegegnung nicht. In der Theologie nennt man das die Unverfügbarkeit Gottes.

Elia begegnet Gott in seinem Leben auf verschiedene Weise, und hier in unserem Text auch auf eine Art, wie er es wohl nicht erwartet hat: Sturm, Erdbeben und Feuer lockten ihn nicht aus der Höhle (Verse 11-12). Erst das «leise Säuseln», in dem Gott dann zu ihm sprach, drängte ihn, aus der Höhle und damit auch aus seiner Verzweiflung und seinem Rückzug herauszutreten.

Auch wir haben bestimmte Vorstellungen von Gott und Begegnungen mit ihm. Doch eigentlich möchte ich offen sein auch für neue Begegnungen und Gott mit meinen Erwartungen nicht einschränken.

Elias Reisen und neue Aufträge

Nach der Todesdrohung Isebels ist Elia am Ende, mit seinen Kräften, aber vielleicht auch mit Gott. Aber Gott war mit Elia noch nicht am Ende! Elia lief davon, rund 150 km lief er von Jesreel an die Südgrenze von Juda. Dort ruhte er und wurde von einem Engel mit Nahrung versorgt. Bereits hier sehen wir, dass Gott Elia nicht allein lässt! Danach wanderte Elia nochmals über 300 km nach Süden, durch die Wüste an den Berg Horeb. Dort war Gott bereits Mose begegnet und hatte ihm die 10 Gebote und die weiteren Gesetze des Volkes Israel gegeben.

Nach der Begegnung gibt Gott Elia drei Aufträge: Er soll Hasaël und Jehu zu Königen über Aram beziehungsweise Israel salben und Elisa soll sein Nachfolger als Prophet werden (Verse 15-16). Den letzten Auftrag führt Elia sogleich aus (1 Könige 19, 19-21). Gott hatte noch etwas vor mit Elia, auch als er weglief. Deshalb ist er ihm noch einmal neu begegnet.

Wie lange noch?

Psalm 13

Psalmen

In den Psalmen «siehst du allen Heiligen ins Herz», schreibt Martin Luther in seiner Vorrede zu den Psalmen. Dies ist eine gute Beschreibung dafür, was wir in den Psalmen finden. Es sind Gebete an Gott, die aus dem Innersten der Autoren kommen. So erhalten wir in Psalm 13 einen Einblick in Davids Gebetsleben und das, was ihn beschäftigt hat.

Über die genauere Situation in der David Psalm 13 geschrieben hatte, wissen wir nichts. Deutlich wird jedoch, dass sich David in einer herausfordernden Zeit befindet, in der er Gott nicht erlebt, ja, in der er Gott sogar anklagt. Viermal ruft er klagend aus: «Wie lange noch?» Aber dürfen wir denn überhaupt klagen? Sollen wir uns nicht «allezeit freuen», wie Paulus in Philipper 4,4 schreibt?

Klagen

Wenn wir die Psalmen betrachten, merken wir schnell, dass Psalm 13 nicht der einzige Psalm ist, in dem geklagt wird. Eine genauere Analyse zeigt sogar, dass mehr als 50% der Psalm-Verse Klagen sind! Es scheint also dazuzugehören, dass man klagt. Die Psalmen werden als das Gebetsbuch der Bibel bezeichnet. Schon vor Jahrhunderten wurden sie in der Gemeinde gemeinsam gesungen und gebetet. Klagen gehört also zum Leben und zum Gebet, ja, Klagen gehört sogar zum Lobpreis dazu.

Spannend ist, dass fast alle Klagen in den Psalmen schlussendlich in einem Lob oder einer hoffnungsvollen Aussage enden. «Ich aber vertraue auf deine Liebe und juble darüber, dass du mich retten wirst. Mit meinem Lied will ich dich loben, denn du, HERR, hast mir Gutes getan.», so Vers 6 im Psalm 13. Durch das Gebet und das Aussprechen dessen, was David bedrückt, scheint sich seine Klage in Lobpreis zu verwandeln. David vertraut Gott, obwohl sich seine Situation nicht verändert hat, denn Gott hat ihm die Augen geöffnet, dass er Gottes Angesicht wieder sehen konnte. Das ist es, was die Klage in Lob verwandelt.

Gott wünscht sich, dass wir uns in jeder Lage zu ihm wenden, also auch in Zeiten des Zweifels und des Leides, denn so richten wir den Blick von uns selbst weg und wieder hin zu Gott. Bringe also deine Nöte, Leiden und Ängste vor Gott. Und auch wenn Gott dir vielleicht nicht sofort eine Antwort darauf gibt, warum du Leid erfährst, und er das Leiden nicht sofort aufhebt, bin ich davon überzeugt, dass er mit dir ist im Leiden, dir Trost schenken und Hoffnung in hoffnungslos scheinenden Zeiten geben will.

Lebendige Steine

1. Petrus 2, 3-5

Der erste Petrusbrief

Ganz zu Beginn des Briefes lesen wir, dass Petrus an Christen aus verschiedenen Orten in der heutigen Türkei schreibt. Vermutlich wurde der 1. Petrusbrief anfangs der 60er-Jahre des ersten Jahrhunderts in Rom geschrieben. Petrus will mit seinem Brief die Christen ermutigen, trotz den Widerständen, die sie erleben, am Glauben festzuhalten und erinnert sie an ihre Errettung durch Christus und ihr Auserwählt-Sein von Gott. Zudem gibt er Anweisung zum Verhalten in der Gemeinde, der Familie und gegenüber dem Staat.

Wir Christen als lebendige Steine

Im Text werden wir zunächst aufgefordert, zu Christus, dem lebendigen Stein, zu kommen. Wie er sollen auch wir lebendige Steine sein und ein «geistiges Haus» bilden. Das Haus steht hier für die Gemeinde, in die wir mit «hineingebaut» werden. «Lasst euch … aufbauen» steht in Vers 5: Wir können dies nicht aus eigener Kraft, wir können jedoch zulassen und uns darauf einlassen, dass Gott dies tut. Die «geistigen Opfer», die wir darbringen sollen, sind ein Bild für den Dienst für Gott, was an der Opferpraxis der damaligen Zeit angelehnt ist. Dass wir zu lebendigen Steinen werden und Gott dienen, geschieht wiederum «durch Christus» (siehe Vers 5).

Dass die Gemeinde aus lebendigen Steinen besteht, bedeute zudm, dass sie einerseits Stabilität und Sicherheit gibt (Steine), zugleich aber auch in Bewegung ist, sich verändern darf und vermehren soll – weil sie lebendig ist.

Jesus, der Eckstein

In den folgenden Versen (1.Petrus 2,6-10) wird Jesus auch als «Eckstein» oder «Grundstein» bezeichnet, was auf verschiedene Stellen im Alten Testament zurückgeht, die schon früh auf Jesus hin gedeutet wurden: «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.» Dies steht in Psalm 118,22 und Petrus zitiert diesen Vers in einer Verteidigungsrede vor den jüdischen Führern, um klarzumachen, dass Jesus der Messias ist (Apg 4,11). Viele Juden, insbesondere auch die jüdischen Führer, haben ihn nicht als Messias erkannt, sondern abgelehnt und verworfen. Doch Gott erwählte genau diesen «verworfenen Stein», Jesus. Er ist der lebendige Eckstein, auf den es ankommt und der die Gemeinde zusammenhält. An ihm entscheidet sich, ob jemand zu Gott gehört oder nicht.

Perspektivenwechsel

Lukas 18, 35-43

Jericho liegt auf dem Weg zwischen Jesu Heimatstadt Nazareth in Galiläa und der jüdischen Hauptstadt Jerusalem. Die Heilung von Bartimäus ist im Evangelium nach Lukas das letzte Wunder, das Jesus wirkt, bevor er in Jerusalem gekreuzigt werden wird. Obwohl Jericho mit einer Höhe von 276m unter dem Meeresspiegel die tiefst gelegene Stadt der Welt ist, ist diese Heilung ein Höhepunkt im Wirken Jesu.

Ein neuer König?

Uns begegnet hier das erste und einzige Mal der Titel «Sohn Davids», mit dem Bartimäus nach Jesus ruft.  In der Bezeichnung «Sohn Davids» liegt die feste Hoffnung, dass es sich bei Jesus um den rechtmässigen Erben von König David handelt, den Messias, jener neue König, der Israel wieder in die Freiheit führen soll. Wenige Tage später stirbt Jesus am Kreuz unter einem Schild mit der Aufschrift «König der Juden» (Lukas 23, 38). Bartimäus ruft hier laut heraus, was viele der Jüngerinnen und Jünger Jesu hofften. Im Gegensatz dazu verwendet die Menschenmenge die Bezeichnung «Jesus von Nazareth». Darin schwingt die Unterstellung mit, dass Jesus ganz bestimmt nicht der Messias ist, weil aus Nazareth nichts Gutes kommen kann (Johannes 1, 46). Diese Spannung, die wenig später in Jerusalem zur Eskalation führt, ist hier schon merklich spürbar.

«Dein Glaube hat dir geholfen»

Bei dieser letzten Heilung wird nochmals deutlich gemacht, um was es Jesus wirklich geht. Im Zentrum steht nicht das körperliche Wunder, sondern der Glaube von Bartimäus und sein Schritt in die Nachfolge Jesu. Ein spannendes Detail finden wir in der Parallelstelle bei Markus, wo im Übrigen auch der Name Bartimäus herstammt (Markus 10, 46-52). Dort sehen wir, dass Bartimäus seinen Mantel zurücklässt und blindlings auf Jesus zu rennt. Als Bettler war sein Mantel sein wichtigstes Kleidungsstück, das ihn nachts als Obdachlosen warmhielt. Durch das «Zurücklassen» unterstreicht er deutlich seinen Glauben, daran, dass Jesus sein Leben komplett verändern kann. Er setzt in diesem Moment alles auf eine Karte – auf Jesus.