Interview mit VBG-Leiter Christoph Egeler und Vorstandspräsident Martin Hess

Im Jahr 2022 hat sich bei der VBG einiges getan. Was hat das vergangene Jahr geprägt?

Christoph: Im Frühling 2022 sind die Corona-Massnahmen weggefallen. Unsere beziehungsorientierte Arbeit konnte endlich wieder ohne Einschränkungen stattfinden. Einiges musste nach fast zwei Jahren Einschränkungen wieder neu belebt oder aufgebaut werden. Während der Pandemie sind aber auch neue Ideen entstanden.

Zum Beispiel?

Christoph: Zum Beispiel im Bereich von Online-Events, wie die Zoom-Meditationen «Moments of Silence» von Ruth Maria Michel. Aber auch neue physische Formate sind entstanden, wie das «Berufungs-Lab» für junge Berufseinsteigerinnen und -einsteiger. Bensch Sager konnte dies als Jahresformat mit erfreulichen 38 Teilnehmenden durchführen.

Und was beschäftigte den Vorstand der VBG?

Martin: Wir waren mit der Überarbeitung der VBG-Grundlagen beschäftigt. Leitbild, strategische Schwerpunkte und Organisation sind jetzt auf dem neuesten Stand. Sie sind ein Fundament für unsere vielfältigen und kreativen Aktivitäten. Daneben dominierte der Umgang mit dem Baustopp beim Umbauprojekt der Casa Moscia die Vorstandsarbeit.

Wie konntet ihr denn mit dem Baustopp umgehen?

Martin: Mit Gottes Hilfe, grossem Einsatz aller Beteiligter und dank kompetenter Unterstützung. Nach sieben Monaten Bangen und Hoffen konnte mit Gemeinde und Kanton endlich eine Lösung gefunden werden. Dafür sind wir sehr dankbar! Wir betrachten es als Geschenk. Es ist auch Bestätigung, dass wir mit dem Umbau auf dem richtigen Weg sind. Vielen Dank an die VBG-Familie für die Unterstützung in dieser schwierigen Phase. Für Moscia ging es um die Existenz.

Gibt es Weiteres, wofür ihr dankbar seid?

Christoph: Ein Highlight des VBG-Jahres 2022 waren sicher die Hochschulvorträge und der Studientag mit Bill Newsome, einem renommierten Neurologie-Professor. Mit solchen Events können wir als VBG aufzeigen, dass sich Glaube und Wissenschaft nicht wider­sprechen, sondern sich gegenseitig ergänzen und befruchten. Ein Kernthema der VBG.
Martin: So möchte die VBG Spuren hinterlassen in der Welt der höheren Bildung. Dies ist nur dank der grossen VBG-Familie möglich – durch ihre finanzielle und ideelle Unterstützung und mit treuem Beten. Deshalb sind wir auch allen Spenderinnen und Spendern sehr dankbar. Trotz beträchtlicher Mittel, die für das Projekt Umbau Moscia gespendet wurden, konnten wir auch 2022 den Grossteil der Löhne und Projekte mit Spenden finanzieren. Wir sind überwältigt von dieser grossen Unterstützung.

Christoph: Ich bin auch dankbar, dass sich immer wieder Menschen berufen lassen, sich voll- oder teilzeitlich als angestellte Mitarbeitende in die VBG-Arbeit zu investieren. Da gab es 2022 auch einige Veränderungen: Mit Beat und Gabi Monhart und Jonas Bärtschi haben uns Ende August drei langjährige Mitarbeitende der Zentralen Dienste verlassen, dafür sind Cornelia Bärtschi-Dentler, Ladina Zingg und Claudia Knöpfel neu eingestiegen. Zudem haben uns Ueli Walter (Bereich Studium) und Raphael Ammann (Zentrale Dienste) verlassen und Mirjam Meier (Bereich Schule) ist neu dazugestossen.

Viele Wechsel bei den Mitarbeitenden – wie funktioniert da die Zusammenarbeit?

Christoph: Da kommt eine Vielfalt an Stärken und Begabungen zusammen. Auch dafür bin ich dankbar: Die Mitarbeitenden sind sehr motiviert. Die Weiter­bildungswoche Anfang August im Campo Rasa war super wertvoll für unseren Zusammenhalt und unser gemeinsames Unterwegssein als angestellte Mitarbeitende der VBG. Schön war auch, dass der Theologe Paul Kleiner, ein Mitglied des VBG-Vorstands, als Referent mit dabei war. Diese Woche hat uns gutgetan, ganz besonders nach zwei Corona-Jahren ohne solche Aktivitäten.

Es gab auch abgesehen vom Personal grosse Veränderungen…

Christoph: Stimmt! Die VBG ist im September vom Zeltweg 18 an die Freiestrasse 38 in Zürich umgezogen. Die neu sanierte Liegenschaft wird uns von der Stiftung «Chrischona Wohnheime» als Ganzes verpachtet. Im selben Gebäude sind sechs VBG-WGs für Studierende, eine weitere WG und eine Gewerbefläche untergebracht. Wir sind sehr dankbar für dieses neue «VBG-Haus», welches viele Chancen und Möglichkeiten bietet!

Und worauf hofft ihr im Jahr 2023?

Martin: Auf ruhigere Rahmenbedingungen und genügend Spenden, damit wir uns voll auf die Menschen konzentrieren können. Im Fokus steht dabei unser Kernanliegen: Glauben, Denken und Alltag zusammenbringen, sodass Menschen im Bereich der höheren Bildung einen tragfähigen christlichen Glauben entwickeln können. Einen Glauben, der in das persönliche und gesellschaftliche Umfeld ausstrahlt. Darum geht es, dafür ist die VBG da!

Finanzen: ein bewegtes Jahr

Im Jahr 2022 musste die VBG-Hauptkasse einen operativen Betriebsverlust von CHF -137’000 hinnehmen. Ein Resultat, wie wir es uns nicht wünschen! Ursache dafür ist einerseits ein gegenüber dem Vorjahr unerwarteter und markanter Spendenrückgang von rund CHF -100’000. Andererseits haben wir 2022 zusätzlich zu unserem Kerngeschäft zwei grosse Infrastruktur-Projekte angepackt: die dringend notwendige Umstellung der IT und der Umzug vom Zeltweg in das neue VBG-Haus an der Freie­strasse 38 in Zürich. Dies hat massgeblich zur einmaligen Erhöhung des Sachaufwandes und des Unterhaltes von total CHF 60’000 geführt.

In 2022 war die Casa Moscia wegen des Umbaus das ganze Jahr geschlossen. Die laufenden Kosten konnten um mehr als 75% reduziert werden, doch blieb ein Verlust von CHF -348’000. Dieser war so budgetiert und ist in den Gesamtkosten des Umbauprojekts eingeplant. Der Gäste­betrieb Rasa hat sich kommerziell erfreulich entwickelt. Die Gästeanzahl liegt leicht über unserer Planung. Wermutstropfen ist der schwierige Start des neuen Grotto, mit einem Verlust von rund CHF -35’000. Dieser Verlust ist zu weiten Teilen die direkte Folge des nicht angekündigten reduzierten Betriebs der Seilbahn in der Hochsaison. Zum Glück konnte dieses Problem mit einer technischen Lösung beseitigt werden. Dies reduzierte das an sich gute Betriebs­ergebnis von Rasa. Dieses bleibt aber insgesamt mit CHF 22’000 dennoch positiv.

Für 2023 ist in Moscia wegen des baustoppbedingten Ausfalls der Kurs- und Einzelgäste erneut ein Verlust budgetiert. In Rasa freuen wir uns auf viele Gäste und ein ausgeglichenes Ergebnis! Bei der Hauptkasse hoffen wir sehr auf wieder steigende Spenden. Wir haben Sparmassnahmen bei den Sachkosten ergriffen, wollen aber Einsparungen bei unseren Mitarbeitenden vermeiden. Wir wollen unsere Präsenz in der Welt der höheren Bildung nicht reduzieren!

Bei den rechts aufgeführten Diagrammzahlen handelt es sich um eine vereinfachte Darstellung der Abschlusszahlen nach FER21. Der vollständige Jahresabschluss nach FER21 kann beim VBG-
Sekretariat bestellt und eingesehen werden. Vereinsmitglieder erhalten den FER-Bericht mit den Unterlagen zur Mit­gliederversammlung direkt zugestellt.