Interview mit VBG-Leiter Christoph Egeler und Vorstandspräsident Martin Hess

Die Pandemie dominierte auch 2021 das Tagesgeschehen. Konnte die VBG den Kontakt zu Gruppen 
und Einzelpersonen trotz Einschränkungen halten?

Christoph: Grösstenteils ja. In den etablierten Gruppen waren die Beziehungen genügend gefestigt, um auch eine längere Zeit mit Online-Treffen zu überbrücken. Schwieriger war es bei kleinen Gruppen und dort, wo wir neue Personen zu erreichen versuchten.

Trotz allem konnten wir aber einige öffentliche Veranstaltungen durchführen, etwa die «Hochschultage» in Luzern und Bern. In dieser Zeit der Einschränkungen und Unsicherheiten war das Engagement der VBG-Mitarbeitenden entscheidend. Sie haben eine super Arbeit geleistet und mit Einfallsreichtum und Kreativität das Beste daraus gemacht.

Welche Auswirkungen hatte 
Corona sonst noch auf die VBG?

Christoph: Eine ganz praktische Auswirkung ist, dass wir kürzere Sitzungen oder Gebetstreffen mit Personen aus der ganzen Schweiz vermehrt online durchführen. Zudem waren 2021 unsere Camps für Studierende, Mittelschülerinnen und Mittelschüler so gut besucht wie schon lange nicht mehr! Auch die zwei Kurs- und Ferienzentren der VBG, die Casa Moscia und das Campo Rasa, verzeichneten Rekordzahlen.

Nicht zuletzt sind wir überaus dankbar, dass wir trotz Corona keine Spendeneinbussen hatten und sogar zwei Legate erhielten. Das ist ein besonderes Geschenk.

2021 erschien das neue Leitbild der VBG.

Martin: 2020 und 2021 haben wir ein neues Leitbild erarbeitet. Darin finden sich Antworten auf die Grund-Fragen: Was wollen wir? Was tun wir? Was ist uns wichtig und wer sind wir? Daraus abgeleitet haben Vorstand und Werkleitung strategische Schwerpunkte der Arbeit für die nächsten 4-5 Jahre festgelegt.

Christoph: Unser Kerngeschäft ist und bleibt das direkte Investieren in Menschen und Gruppen an Mittel- und Hochschulen
 und darüber hinaus im Berufsleben. Dabei ist der Fokus einerseits auf dem Stärken und Begleiten von ehrenamtlichen Leitungspersonen und andererseits auf dem Anliegen, den christlichen Glauben in der Welt der höheren Bildung zu bezeugen. Die neue Strategie hat diesen Fokus nicht nur bestätigt, sondern gestärkt und geschärft.

Wie geht es weiter mit der VBG?

Martin: Wesentlich ist, dass wir mit Leitbild und strategischen Schwerpunkten einen Orientierungsrahmen haben. Wir können und wollen nicht jede Idee, die an uns herangetragen wird, realisieren, auch wenn es gute Initiativen sind. Begrenzte Ressourcen – Mitarbeitende, Zeit, Finanzen – zwingen zu Prioritäten. Wir wollen wenige Dinge tun, diese aber engagiert und mit Kraft.

Inhaltlich sind drei Punkte grundsätzlich neu geklärt. Erstens die volle Integration der Kurs- und Ferienzentren als gleichwertiger Bereich neben Schule, Studium und Beruf. Zweitens bekennen wir uns aktiv zur Weiterführung des Bereichs Beruf. Dort konzentrieren wir uns auf einige wenige Felder, wo wir Kompetenz und Wirkung haben. Und drittens haben wir uns entschieden, mit VBG-nahen Personen in allen Alters- und Lebensphasen Kontakt zu halten mit geeigneten Angeboten.

Welche Bedeutung haben die 
Casa Moscia und das Campo Rasa?

Martin: Die Kurs- und Ferienzentren der VBG haben einen eigenständigen Platz neben den anderen drei Bereichen, Schule, Studium, Beruf. Alle vier Bereiche befruchten sich gegenseitig und sollen sich ergänzen.

Mit dem Grotto, dem neuen Streichelzoo und dem Erlebnisgarten gibt es in Rasa gezielte Erweiterungen, dazu kommen eine Kooperation mit der Casa dell’Arte und verschiedene Modernisierungen. Der umfassende Umbau in Moscia geht einher mit einem neuen Betriebskonzept. Dabei spielt die geplante Kapelle in Moscia eine tragende Rolle.

Bei den angestellten Mitarbeitenden der VBG fand ein Generationenwechsel statt. Was ist heute anders als vor zehn Jahren?

Christoph: Heute betonen wir stärker die VBG als Ganzes, während früher vielleicht eher in einzelnen Bereichen und Unterbereichen gedacht und gearbeitet wurde. Unverändert ist unsere Vision, das Evangelium in der Welt der höheren Bildung weiterzugeben. Wir sind gesegnet mit vielseitig begabten und hoch motivierten Mitarbeitenden, die das mit Herzblut tun.

Positiver Jahresabschluss 2021

Die Finanzen der VBG sind gesund. Dies ist für uns überhaupt nicht selbstverständlich und wir sind unseren Spenderinnen und Spendern sehr dankbar für ihr Vertrauen in unsere Arbeit. Das Spendenaufkommen 2021 für die Hauptkasse (Schule, Beruf, Studium, Zentrale Dienste) lag auf der Höhe des Vorjahres, ebenso insgesamt die operativen Kosten (ohne Sonderposten). Damit bleibt – wie in den Vorjahren – ein kleines Defizit, wenn man die Legate (s.u.) nicht einberechnet.

Moscia und Rasa arbeiteten 2021 operativ sehr gut und konnten endlich wieder die notwendigen Rücklagen bilden. Das sehr positive Gesamtergebnis geht auf zwei Legate zurück, die wir 2021 empfangen durften. 10% davon spendeten wir direkt für konkrete Projekte ausserhalb der VBG. Mit demselben Betrag finanzierten wir ein Weihnachtsgeld an die Mitarbeitenden der VBG. Weiter können wir damit die aufgeschobenen notwendigen Umbauten in Casa Rocca, Casa Pancaldi und Casa Madre (ehemals Juhu) realisieren.

Die Legate ermöglichen es zudem, dass wir 2022 auf zusätzliche Spendensammelaktionen für die beiden teuren wichtigen Projekte IT-Umstellungen und Umzug vom Zeltweg in das neue VBG Zentrum verzichten können. Da die Ausgaben für diese Projekte erst 2022 anfallen, weisen wir 2021 zwar einen hohen Gewinn aus, werden aber 2022 hohe Aufwände ausweisen und sind froh um diese Reserven.

Jahresabschluss nach FER21

Bei den aufgeführten Diagrammzahlen handelt es sich um eine vereinfachte Darstellung der Abschlusszahlen nach FER21. Der vollständige Jahresabschluss nach FER21 kann beim VBG-Sekretariat bestellt und eingesehen werden.