Wie wir den Glauben teilen können
2019 feierten wir das 70-jährige Bestehen der VBG. Was ist der rote Faden, der bei allen Veränderungen konstant blieb? Für mich ist es, was der VBG-Pionier Hans Bürki 1952 in einem Artikel der «Bausteine» auf den Punkt brachte: «Viele junge Menschen fassten Vertrauen in Jesus Christus, entweder neu oder vertiefter.»
Dieses neue oder vertiefte Vertrauen in Jesus Christus kann ganz unterschiedlich aussehen. Ich denke an einen 82-jährigen Rentner, der während seiner Ausbildung am Seminar Wettingen zum Glauben fand. Als Lehrer und Politiker prägte er sein Umfeld und viele Menschen entscheidend mit. Ich denke an einen befreundeten Vater, der im Finanzbereich arbeitet. Durch die VBG-Gruppe an seiner Mittelschule wurde sein Interesse an Gott geweckt, heute engagiert er sich ehrenamtlich in einer Kirchgemeinde. Ich denke an eine junge Oberstufenlehrerin, die während der Mittelschule durch die VBG-Gruppe auf den Glauben aufmerksam wurde und später als Leiterin etwas von dem weitergab, das sie selber erhalten hatte. Wenn wir am 7. September 2019 in Bern das VBG-Jubiläumsfest feiern, soll die Freude über diese und viele weitere veränderte Leben einen zentralen Platz einnehmen.
Auch meine Geschichte mit Gott begann im Umfeld der VBG. An der Mittelschule in Baden luden mich Freunde immer wieder ein, an ihre Gruppentreffen zu kommen. Ich erlebte die VBG-ler bei ihren öffentlichen Aktionen. Ihr treues Einladen führte dazu, dass ich einen Besuch wagte und später ins Mosciacamp mitkam. Dort hatte ich mein persönliches Emmauserlebnis. Wo würde ich heute stehen ohne diese Wende in meinem Leben? Die VBG wurde mir zum Segen. Dass die Jugendlichen den Schatz des Evangeliums nicht für sich behielten, hat mein Leben reich gemacht. Es war der Schlüssel dafür, dass ich Vertrauen in Jesus Christus fasste.
«Zeigen, was man liebt»
Dieses Vertrauen lässt sich allerdings nicht künstlich vorantreiben. Es ist wie beim Lernen: Das Eigentliche geschieht im Verborgenen, im Kopf der Lernenden – wo die Lehrperson keinen direkten Zugang hat. «Weil wir Gottes Liebe erfahren haben, wünschen wir uns, dass Menschen Gott kennenlernen», steht im Leitbild der VBG. Das ist im Grunde ein pädagogisches Ziel, zu dem wir (wie bei allen pädagogischen Zielen) nur bedingt etwas beitragen können. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir nur schwer direkte Rückschlüsse über die Wirksamkeit unserer Handlungen ziehen können.
Das soll nicht heissen, dass wir uns über Methodik und Auftreten keine Gedanken machen sollen – im Gegenteil! Wir spielen eine entscheidende Rolle. In der Bildungsforschung hat man herausgefunden, dass leidenschaftliche und inspirierte Lehrpersonen einen grossen Einfluss auf die Lernenden haben. Der Religionspädagoge und Theologe Fulbert Steffensky sagt dazu: «Lehren heisst: Zeigen, was man liebt.» So soll es auch sein, wenn wir mit anderen Menschen unseren Glauben teilen. Diese Verbindung von Pädagogik und Glaube steht auch im Zentrum des VBG-Fachkreises Pädagogik.
In meinen ersten Jahren als Christ hat mich das Andachtsbuch «Mein Äusserstes für sein Höchstes» des Baptistenpredigers Oswald Chambers geprägt. Der Titel es Buches drückt bis heute mein Herzensanliegen aus. Als Vorbild dient mir dabei Johannes der Täufer, der Wegbereiter von Jesus. «Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen», sagt Johannes über Jesus. Als starke und charismatische Persönlichkeit steht Johannes normalerweise im Zentrum des Geschehens. Aber in der Begegnung mit Jesus wird ihm bewusst, dass er einen Schritt zurücktun muss. Johannes hat erkannt, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist. So wird Johannes der erste Zeuge für Christus.
Wegbereiter für Christus
Das ist auch unsere Aufgabe: Wegbereiter zu sein auf Christus. Im Umfeld der höheren Bildung geschieht das auf unterschiedliche Weise: Im Rahmen des Prayday beten Studierende, Schülerinnen und Schüler für ihre Pultnachbarn. Bei der VBG-Initiative MEHRGRUND geht es um Antworten auf brennende Fragen zu Gott und Glaube. Alle drei Stossrichtungen – Gebet, gemeinsames Bibellesen, Fragen auf den Grund gehen – sind der VBG wichtig und sind Ausdruck unseres Wunsches, den zu suchen und zu zeigen, den wir lieben: Jesus Christus.