Während die Bäume sich noch von ihrem bunten Blätterkleid verabschieden, hat die Adventszeit begonnen. Jahr für Jahr lädt sie zu einem besonderen Wegstück ein: Wie einst die Weisen aus dem Morgenland dem Stern nach Bethlehem folgten, dürfen wir uns Weihnachten annähern und die kommenden Wochen im Licht der Menschwerdung Gottes betrachten.

In seinem eindrücklichen, rund 1000 Seiten umfassenden Werk «Jesus – eine Weltgeschichte» erzählt Markus Spieker, wie Gott uns Menschen gleich wird und uns damit einen (Aus)Weg bereitet: «Mit der Geburt Christi beginnt eine Geschichte, die am Kreuz und in einem Friedhofsgarten zu ihrem Höhepunkt kommen wird. Gott gibt sich zu erkennen. Er zeigt nicht nur, dass es ihn gibt, sondern wer er ist. Dabei stutzt er sich auf das einzige Mass zurecht, in dem er von Menschen nicht nur begriffen, sondern auch geliebt werden kann: das menschliche Mass, unser Mass. Gott begegnet uns auf Augenhöhe.»

Tausend mal tausend

Schritte dem Stern nach

Ein Herrscher?

Ein Weiser?

Oder doch nur ein Traum?

Und dann

unterm Stern

nur ein Kind

statt ein König

Licht der Welt

statt Erleuchtung

und alles Suchen

am Ziel

Wie jedes Jahr wird in der Adventszeit vieles unsere Zeit und Aufmerksamkeit beanspruchen. Es gilt, inmitten von Terminen, Konsum und Lichterketten die tiefere Bedeutung von Weihnachten zu entdecken. Ich wünsche uns Orientierung auf Weihnachten hin und Begegnungen auf Augenhöhe mit einem Gott, der als (Aus)Wegbereiter alles Suchen zum Ziel führt, und dessen Ja zu uns auch nach zweitausend Jahren noch nicht verstummt ist, wie Thomas Ribi 2020 in einem NZZ-Artikel so treffend zum Ausdruck brachte:

«‘Fürchtet euch nicht!’, ruft der Engel im Lukas­evangelium den Hirten zu, die zitternd bei ihren Herden stehen. Damit sagt er nicht: ‘Euch kann nichts geschehen.’ Er fordert auf, alle Gewissheiten fahrenzulassen. Und sich an die einzige Gewissheit zu halten, die ein Mensch haben kann: Aufgehoben zu sein in einem Ja, das auch nach zweitausend Jahren noch nicht verstummt ist.»