Eindrücke von der World Assembly

 

«Und wo kommst du her?» – «Ich bin Staffworkerin aus New Caledonia» – «Ah das ist doch irgendwo im Pazifik, oder?» – «Ja ungefähr» Diese Worte kombiniert mit einem verschmitzten Lächeln zeigen in etwa auf, wie man ein Gespräch auf der World Assembly der IFES beginnt.

Als Abgesandte der VBG waren dieses Mal David, Lukas und ich dabei. Drei VBG-Mitarbeitende aus dem Bereich Studium mit vielen Fragen im Gepäck. Fragen, die wir an die anderen Teilnehmenden stellen wollten, aber auch Fragen dazu, was uns wohl erwarte und wo unser Beitrag liegen würde (ausser Schoggi, Ricola und Schweizer Taschenmesser zu verteilen).

Weisheit, Freude und Schönheit

Eine Versammlung von Angestellten, Studierenden und Vorstandsmitgliedern der weltweiten Bewegung besteht natürlich nicht nur aus Komitee- und Delegiertensitzungen. Hauptbestandteil der gemeinsamen Tage war geistlich aufzutanken. Da darf der mehrsprachige und lebendige Lobpreis genauso wenig fehlen wie der Blick in die Bibel. Wenn 165 Nationen zusammen feiern, dann ist es laut und leise, bunt und wild, fröhlich und mitfühlend, tiefsinnig und unsinnig zugleich. Mein Ethnologinnenherz war ganz ausser sich – so muss es dann wohl im Himmel sein, nur dass ich dann alle verstehen werde!

Der Fokus an den Vormittagen lag auf dem Buch der Psalmen. Die Psalmen sind nicht nur unser Wegweiser im Gebet. Sie lehren uns ebenso Weisheit und Weisung für unser Glaubensleben und können uns für Gott, Schönheit und Verletzlichkeit öffnen.

Leute aus verschiedenen Ländern, Professionen und Kulturen haben uns einmal durch das Buch der Psalmen geführt und dabei mit ihren Geschichten und Hintergründen einen Einblick gegeben, wie die Psalmen in ihre Lebenswelt sprechen. Spannend sind wir gleich am ersten Morgen gestartet. Riad Kassis, ein Alttestamentler aus dem Libanon, hat einen Überblick über das Buch gegeben. Seine Liebe zu dem literarischen Aspekt des Buches war ansteckend ebenso wie sein Einblick in dieses lange Buch der Bibel, das er als die «Torah Davids» betitelte – denn in all seiner Länge erinnert es durch seine Unterteilungen und Motive stark an die fünf Bücher Mose.

Sein Credo: Die Psalmen führen uns in ihrer Ganzheit der 150 Kapitel und Abfolge von der Pflicht zur Freude. Zeit mit Gott und in seinem Wort lassen ihn uns mehr und mehr erkennen und entfachen in uns die Liebe zu ihm.

Diese Freude und Ehrfurcht führen in Schönheit und Weisheit. Das wurde in vielen Gesprächen oft deutlich sichtbar – diese Weisheit, die sich in Wort und Tat gezeigt hat.

Bei 165 Kulturen gibt es mindestens 165 Meinungen zu Themen des Glaubens, Bibel und Glaubensleben. Das bringt eine grosse Variation in Diskussionen, von hitzig über emotional bis hin zu rational. In Gesprächen über kontroverse Themen und spannende Lebensgeschichten bin ich Vielen begegnet, die mich durch ihre weisen Worte und Taten beeindruckt haben. Menschen, die «ihren Baum nah an den Wasserbächen» gepflanzt haben.

Fazit

Mit vielen Fragen sind wir losgeflogen und mit vielen Impressionen zurückgekommen. Vielleicht sind es weniger die erwarteten Antworten als die Gewissheit, dass wir einerseits eine Arbeit machen, die anstrengend, gefährlich, endlos und überfordernd sein kann, aber andererseits durch ihren Ewigkeitswert von nichts zu übertreffen ist. Das Evangelium ist wahr und schön. Es fordert uns auf, weise, liebevoll und klar zu sein. Aber es führt uns einen Weg von der Pflicht zur Freude (from duty to delight). Zeit mit Gott zu verbringen, nach seiner Wahrheit zu fragen und sein Wirken im Leben der anderen am Campus und meinem eigenen zu sehen, das führt in eine grosse und unbeschreibliche Freude.