Über die menschliche Grunderfahrung nachzudenken, ist ein zentrales Anliegen des Lehrplan 21. Eine Voraussetzung dafür ist, dass weltanschauliche und religiöse Themen auch im Lehrerzimmer Platz haben dürfen.
Fragen rund um Glaube und Weltsicht gehören zu einer ganzheitlichen Bildung. Dies macht der Lehrplan 21 mit den angestrebten Kompetenzen im Bereich «Ethik, Religionen, Gemeinschaft» deutlich. Doch immer wieder hinkt die Realität dem Ideal hinterher. Ein wesentlicher Indikator ist, wie offen im Lehrerkollegium über Glaube und Religion gesprochen wird.
So wie gute Leseförderung nur dann funktioniert, wenn die Förderperson selber auch liest, so basiert auch ein guter Unterricht in Ethik und Religionen darauf, dass die Lehrpersonen selber respektvoll und frei über diese Themen reden können.
Eine wesentliche Voraussetzung ist die Anerkennung, dass Glaube nicht Privatsache ist. Religion und persönliche Überzeugung prägt viele Lebensbereiche und Entscheidungen – zum Beispiel, was ich esse, wie ich mich kleide oder wie ich Familie gestalte. Die Schulen sollen nach Lehrplan 21 Kinder und Jugendlichen darin fördern, kompetent über diese Frage im Dialog zu sein. Aus christlicher Sicht ist diese Einstellung sehr zu begrüssen.
In der musikalischen Bildung ist Singen und Musizieren selbstverständlich. Schliesslich soll das Fach dazu dienen, das musikalische Gehör der Kinder und Jugendlichen zu schulen. Einen ähnlich praxisnahen Ansatz braucht es auch im Bereich Ethik und Religionen für die Schulung des religiösen «Gehörs».
Wer den eigenen Glauben pflegt und lebt, denkt viel darüber nach. Das ist eine Voraussetzung, um das religiöse Gehör auch weitergeben zu können. Wir sollten uns in den Kollegien dafür einsetzen, künftig mehr über die religiösen Fragen im Gespräch zu sein, um auch in diesem Kontext den Bildungszielen des Lehrplan 21 gerecht zu werden.
Der Fachkreis Pädagogik der VBG unterstützt Lehrpersonen und Schulleitungen darin, sprachfähig für religiöse Fragen zu werden. Eine konkrete Möglichkeit bieten die Regionaltreffen für Lehrpersonen und PH-Studierende, die an 13 verschiedenen Orten in der Schweiz stattfinden.
Rico Bossard ist Primarlehrer und Leiter des VBG-Fachkreises Pädagogik.