Die Auseinandersetzung mit der Publikation aller Publikationen

 

Warum eigentlich sollen wir ein Buch lesen, das in seinen frühesten Teilen über 3000 Jahre alt ist? Vier Gründe:

  1. Wer wissen will, wer Jesus Christus – die zentrale Person des christlichen Glaubens – ist, greift zur Bibel. «Die Bibel nicht kennen heisst Christus nicht kennen» (Hieronymus, 348 – 420).
  2. Menschen haben vielfältigen «Hunger». Womit stillen sie ihn? Jesus sagt: «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jeglichem Worte, das aus dem Munde Gottes kommt» (Matt 4,5).
  3. Die Bibel ist die Grundlage des christlichen Glaubens. Obwohl unterschiedlich ausgelegt, ist sie die gemeinsame Publikation aller Christen.
  4. Biblische Texte helfen, den Glauben auszudrücken, besonders dann, wenn die Worte fehlen: zum Klagen, zum Loben, zum Hoffen, zum Trost im Leben und im Sterben.

Eine «alte» Methode: Der 4-fache Schriftssinn (allein oder in einer Gruppe)

 

Sich die vier Grunddimensionen der biblischen Texte bewusst zu machen hilft, die Texte der Bibel in ihrer Fülle zu erfassen. Die alten Kirchenväter teilten sie folgendermassen ein:

  1. Der wörtliche und historische Sinn: Was ist geschehen? Wie ist etwas gewesen? Wo hat es sich abgespielt? Wann war etwas?
  2. Der Glaubenssinn: Was soll ich glauben? Was möchte Gott dem Menschen als Heilswahrheit mitteilen?
  3. Der ethische Sinn: Wie soll ich handeln? Was kann der Mensch aus dem Text für sein Leben und Handeln lernen? Inwiefern gibt der Text Orientierung für das Leben des Menschen?
  4. Der eschatalogische Sinn: Wohin soll ich streben? Worin liegt die Vollendung und das Ziel der Schöpfung und des Menschen? Strahlt der Text durch die Verheissung auf Vollendung Hoffnung aus und stärkt so den Menschen?

«Der Buchstabe lehrt das Geschehene, was du glauben sollst, lehrt der tiefere Sinn, wie du handeln sollst, lehrt der moralische Sinn, und der nach oben führende Sinn lehrt, wohin du streben sollst.»

Cassian (+ 430 n. Chr)

Ein «neuer» Zugang: Methode Bludesch – Die Fünf Fragen. Der Zugang erschliesst sich aus dem Zusammenhang

 

Geeignet für Gruppen. Die Leitungsperson liest jeweils die methodischen Anweisungen vor (fett).

  1. «Wir bitten Gott um seine Gegenwart.» Jemand aus der Gruppe betet für alle.
  2. «Wir lesen den Text.» Jemand liest für alle laut vor. Die anderen lesen nicht mit, sondern hören zu.
  3. «Wir erarbeiten aus dem Text die fünf Fragen». Jede Person erarbeitet ihre Antworten ca. 20 bis 30 Minuten für sich und hält sie schriftlich fest.
      • Was ist die zentrale Aussage?Mit einem Satz den wesentlichen Inhalt schriftlich zusammenfassen. Dies sammelt das Interesse für die Hauptbotschaft des Textes.
      • Was verstehe ich nicht? Unverständliches wird oft übergangen; das verkürzt die Texte und verengt unseren Horizont.
      • Welche Zusammenhänge gibt es (Kontext)? Texte davor und danach, vergleichbare Stellen, z.B. Paralleltexte, ähnliche Themen. Häufig ergeben die gefundenen Zusammenhänge Antworten auf das zuvor (unter 2) entdeckte Unverstandene.
      • Was spricht mich an? Womit habe ich Mühe? Diese Bedenkzeit lässt den Gefühlen und der Intuition Raum.
      • Was kann ich (können wir) konkret tun? Die Methode will zur Umsetzung ins Leben anregen.
  4. «Wir tauschen aus über das, was wir schriftlich erarbeitet haben – reihum zu jeder Frage.»
  5. «Wir sagen einander, was uns berührt hat.»
  6. Einander kurz mitteilen, warum ein Wort aus dem Text oder das eines anderen Mitgliedes berührt hat.
  7. «Wir besprechen, was der Herr von uns will.» Welche Folgen hat das Gehörte für unser Leben? Wo kann ich eine Verbindung zu meinem Alltag herstellen? Welches könnte ein nächster konkreter Schritt sein?
  8. «Wir beten.» Dank, Bitte oder Fürbitte, evtl. in Verbindung mit den zuvor genannten Worten.

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