Fünf (ehemalige) VBG-Leiter im Gespräch

Wie haben verschiedene Generationen von VBG-Leitern ihre Führungsaufgabe erlebt und ausgelebt? Wie haben sie die VBG geprägt? Was war oder ist ihnen wichtig? Wir haben mit allen noch lebenden VBG-­Leitern darüber gesprochen:

  • Rolf Lindenmann, 85, VBG-Leiter von 1983 bis 1996
  • Felix Ruther, 73, VBG-Leiter von 1996 bis 2003
  • Benedikt Walker, 56, VBG-Leiter von 2003 bis 2015
  • Christoph Egeler, 49, VBG-Leiter von 2015 bis 2024
  • Lukas Wellauer, 36, VBG-Leiter seit 1. Juni 2024
Was bedeutet für euch Leitung? Was ist euch dabei wichtig?

Rolf: Stets den Blick zu haben für das Potenzial der Mitarbeitenden und in ihre Entwicklung zu investieren. Wichtig scheint mir auch, sich dem Wichtigen und nicht nur dem Dringlichen zu widmen. Denn sobald etwas wichtig und dringlich ist, wird es immer schwieriger, gute Lösungen zu finden.

Lukas: Dem möchte ich mich anschliessen! Mir gefällt das Motto: «Die Hauptsache soll die Hauptsache bleiben.» In der VBG heisst das konkret, dass die wesentlichen Aspekte und die Vision im Zentrum stehen und wir uns immer wieder daran ausrichten. Dass man als Leiter entsprechend Prioritäten setzt und sich immer wieder fragt: «Worum geht es eigentlich?» Und auch mir ist es ein grosses Anliegen, dass sich die Mitarbeitenden entfalten und ihre Stärken einbringen können.

Christoph: Dazu gehört für mich auch, dass wir uns in unserer Unterschiedlichkeit gut ergänzen. Wie oft denken wir doch: «Wenn alle wären wie ich, dann käme es besser.» Nein! Dann wäre es vielleicht für mich einfacher, aber für das Ganze, für die «Sache» käme es nicht besser, sondern schlechter. Dieses Ergänzungsprinzip habe ich versucht zu vermitteln und zu leben. Ich habe auch immer versucht, das Ganze «zusammenzuhalten», da und dort auch zu verbinden oder zu vermitteln. Dies scheint mir eine zentrale Führungsaufgabe zu sein, gerade in einem Umfeld wie der VBG mit all den verschiedenen Charakteren, Bereichen, Projekten und Aufgaben, die da zusammenkommen!

Benedikt: Ich lasse mich von einem Buch von Anselm Grün inspirieren: «Menschen führen heisst Leben wecken.» Das heisst konkret, die Mitarbeitenden zu befähigen, zu ermutigen, in sie zu investieren. Aber auch, zu ermöglichen, dass sich die Mitarbeitenden und ihre Projekte entwickeln können. In meiner Aufgabe als Leiter stelle ich zudem Gott täglich die Frage: Was ist heute dran? Wo gibt es einen «Kairos»?

Felix: Ich möchte noch ergänzen: Mir war immer wichtig, regelmässig im Gespräch zu sein mit allen Mitarbeitenden, teilweise auch mit deren Ehepartnern. So kann sichergestellt werden, dass die Mitarbeitenden ganzheitlich gesund unterwegs sind und nicht das Privatleben vernachlässigen.

Zwei Fragen an die Ehemaligen:

Erstens: Welches sind die grössten Herausforderungen oder Spannungsfelder als Leiter?

Benedikt: Dinge voranzutreiben, für gesunde Finanzen zu sorgen und gleichzeitig den Fokus auf die Menschen zu haben – sie sind das Wichtigste, da sind wir uns einig – das war und ist für mich ein grosses Spannungsfeld.

Felix: Auch als Leiter habe ich Stärken und Schwächen und brauche Ergänzung. Ich muss nicht alles können oder alles abdecken. Und ich darf und soll meine Stärken einbringen, aus meinen Stärken heraus leiten. Ich persönlich habe zum Beispiel stark über Inhalte, Referate, etc. geprägt und geleitet.

Christoph: Verantwortung übernehmen, aber ohne Machtmissbrauch! Dazu gehört auch die Frage: Wo darf oder muss ich einfach entscheiden? Wo soll ich die Mitarbeitenden einbeziehen? Und wo darf oder soll ich gar gänzlich loslassen? Ich kann und soll als Leiter ja nicht überall dabei sein und mitreden. Da braucht es Weisheit.

Rolf: Mir kommt da zuerst das eingangs schon erwähnte Spannungsfeld von «wichtig» vs. «dringend» in den Sinn. Dann aber auch: eine gute Balance zu finden zwischen «Einheit» und «Vielfalt».

Zweitens, ganz kurz: Ein Highlight aus eurer Zeit als VBG-Leiter?

Rolf: Das Finden und Fördern von Mitarbeitenden.

Christoph: Das wollte ich auch sagen! Für mich war es etwas vom Spannendsten, Mitarbeitende einzustellen und etwas vom Schönsten zu erleben, wie Gott immer wieder Menschen in die VBG-Arbeit beruft.

Benedikt: Das Kostbarste aus meiner Zeit in der VBG sind die vielen «Herzensbegegnungen», auf die ich gerne zurückschaue und mich bei Wiedersehen freue. Und ein besonderes Highlight waren für mich die «Ora et Labora» Camps in Rasa (zuerst für Studierende, dann für Familien)!

Felix: Die Formulierung der sechs spirituellen Traditionen auf einem Balkon am Gardasee!

Lukas, was motiviert dich, die Leitung der VBG zu übernehmen?

Lukas: Die Vision und der Auftrag der VBG begeistern mich nach wie vor. Ich erachte sie als relevanter denn je und bin gerne weiterhin Teil davon. Im aktuellen gesellschaftlichen Kontext mit seinen unzähligen Herausforderungen braucht es Christinnen und Christen, welche unsere Gesellschaft im Sinne des Evangeliums gestalten. Zudem reizt es mich, mehr Verantwortung zu übernehmen und an meine Erfahrungen als Bereichseiter und in der Teamentwicklung anzuknüpfen. Es ist mir ein grosses Anliegen, Freude an der Arbeit zu vermitteln und zu ermöglichen, das Potential von Menschen zu fördern und zu entfalten, sie für eine Aufgabe zu motivieren und für einen positiven «Flow» zu sorgen.

Ihr anderen: Was gebt ihr Lukas, dem neuen VBG-Leiter, mit auf den Weg?

Christoph: Halte deine Begeisterung für die VBG und ihre Vision auch mitten im Alltag wach und vor Augen! Und: Sorge dafür, dass die Menschen, besonders die Mitarbeitenden, dir vertrauen können – und dass du ihnen vertrauen kannst.

Felix: Pflege den regelmässigen, persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitenden. Und allgemein: Sei nahe bei den Menschen.

Rolf: Suche immer wieder zuerst die Nähe zu Gott, nicht nur bei den riesigen Fragen, sondern im Alltag. Ich glaube, dass diese Beziehung am meisten bedroht ist. Und natürlich auch unsere menschlichen Beziehungen.

Benedikt: Bete regelmässig für die dir anvertrauten Mitarbeitenden und lerne dabei, sie mit Gottes Augen und Ohren wahrzunehmen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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