Anfang 20 war ich mir sicher: «Jetzt weiss ich, wer ich in Gottes Augen bin! Meine Vergangenheit habe ich angeschaut, biografische Verletzungen aufgearbeitet und mich weitgehend damit versöhnt. Nun bin ich mitten im Leben angekommen…»
Rund 20 Jahre später staune ich über meinen damaligen Optimismus. Denn auch heute fühle ich mich manchmal noch wie ‘klein Janine’. Scheinbar bearbeitete Themen schiessen plötzlich wieder um die Ecke: Ich stelle mich in Frage, traue mir Dinge nicht zu, bin unsicher und nehme Gott nicht ganz ab, dass er auch mich wunderbar gemacht hat.
Ist etwas falsch mit mir? Glaube ich zu wenig? Oder stosse ich in meinen Selbstoptimierungs­versuchen einfach an Grenzen?

Ringen erlaubt

Die Bibel ist voll mit Menschen, die bis zu ihrem letzten Atemzug mit Lebensthemen gerungen haben. Einer von ihnen ist David. Mitten im inneren Chaos hält er fest: «HERR, du bist mein Licht, du, HERR, hast meine Finsternis erhellt.» (2. Samuel 22, 29)
David macht die Erfahrung, dass Gott sein Chaos nicht ignoriert, sondern dieses liebevoll ausleuchtet, mit einem Licht, das, wie Jesus sagt, zum Leben führt: «ICH bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, braucht nicht im Dunkeln umherzuirren, denn er wird das Licht haben, das zum Leben führt.» (Johannes 8, 12)

1. Licht auf meine Triggerpunkte

Welche Situationen verunsichern mich? Was löst Selbstzweifel in mir aus? Welche Worte oder Taten berühren schmerzhaft alte Wunden?

2. Licht auf meine ungünstigen Coping-Strategien

Im Lauf meines Lebens habe ich nicht nur konstruktive Wege gefunden, mit schwierigen Situationen umzugehen. Persönlich greife ich z.B. gerne auf Zynismus zurück. Damit schütze ich meine Gefühle gegen aussen und vermeide Verletzlichkeit. Andere wenig hilfreiche Strategien können ein hoher Leistungsanspruch sein, Süchte oder Rückzug…

3. Licht auf mein Narrativ

Ungünstige Coping-Strategien bieten oft eine kurzfristige Entlastung. Gleichzeitig sind sie wie innere, dunkle Verstecke, in die ich mich mit meinen Gefühlen zurückziehe. Diese einsamen Orte meiner Seele sind der ideale Nährboden für Neid, Selbstmitleid und Scham. Denn ich beginne, mir eine Geschichte zu erzählen: Darüber, wie ich denke, dass andere – und Gott – mich sehen. Dabei drohen Hypothesen zu meiner subjektiven Wahrheit über mich selbst zu werden. Selbst­anklage und Selbstverurteilung nisten sich ein. Ich beginne, an meiner Identität zu zweifeln.

David hat erkannt, dass Gott genau diese Bereiche ausleuchten möchte. Denn das, was ans Licht kommt, kann gestaltet werden. Vielleicht wird dadurch nicht jede Spannung aufgelöst. Aber ich darf mich an Jesus wenden, der meine innere Finsternis mit seinem Licht aufhellen und mich zum Leben führen möchte, indem er mich einbettet in seine Gedanken über mich – in sein Narrativ über meinem Leben.