Zwischen Exploration und Commitment

Studium hier, Praktikum dort, Ideen für Startups, Reisefieber – das Leben vieler junger Erwachsener gleicht einem vielfältigen Buffet. Die Tische biegen sich unter verlockenden Möglichkeiten, von Sushi bis neapolitanische Pizza. Kein Wunder, dass man da erst mal kosten will. Dahinter steckt keine Unentschlossenheit, sondern ein gesundes und legitimes Bedürfnis: Exploration. Sich umsehen, probieren, vergleichen – eine zentrale Entwicklungsaufgabe auf dem Weg zur eigenen Berufung. Denn wer sich zu früh festlegt, rennt womöglich zielstrebig in die falsche Richtung.
Die Suche nach der eigenen Berufung braucht darum genau diese Phase des neugierigen Umschauens. Gleichzeitig kennen wir mit grosser Wahrscheinlichkeit auch die Herausforderung eines Buffets. Überladung, Geschmackschaos und zum Schluss ein flauer Magen. Wie beim Buffet gilt es auch bei der eigenen Berufungssuche, den Moment für ein beherztes Nein zu finden. Selbst zu Dingen, die durchaus reizvoll aussehen.

Warum Commitment entscheidend ist

Weil Commitment als Haltung in unserer Multioptionsgesellschaft nicht selbstverständlich ist, hier zwei Gründe, warum Fokus und Commitment in der Annäherung an unsere Berufung wichtig sind:

1. Psychologisch: Weniger ist mehr
Das Paradox of Choice zeigt eindrücklich: Je mehr Optionen wir haben, desto grösser wird die Entscheidungslähmung. Wenn wir uns aber nicht festlegen, verlieren wir nicht nur den Fokus, sondern häufig auch die Freude an dem, was vor uns liegt.

2. Biblisch: Euer Ja sei ein Ja
Jesus bringt es auf den Punkt mit den Worten: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein.“ (Mt 5, 37) Entscheiden heisst auch verzichten. Genau darin zeigt sich geistliche Reife – nicht in grenzenloser Offenheit, sondern in einer gelassenen Begrenzung.

Berufung braucht Balance

Gerade im Übergang zwischen Studium und Beruf ist es besonders herausfordernd, die richtige Balance zwischen Offenheit für Neues und Mut zur Verbindlichkeit zu finden. Denn diese Phase verlangt sowohl Exploration als auch Commitment – und sie verlangt es gleichzeitig.
Genau an diesem Punkt setzt das Berufungs-Lab an: Mit der Methode des Design Thinking schauen wir uns das ganze Buffet an und lernen Tools für ein bewusstes Auswählen kennen. Dadurch nähern wir uns im Verlauf eines Jahres Schritt für Schritt persönlicher Klarheit, entschlossenem Mut und – als Folge davon – einem sinnerfüllten Leben.

Sei dabei beim Kick-off über Neujahr:

29.12.2025 – 1.1.2026

Anwendungsidee: Die Buffett-Methode

Allen, die sich an einem Buffet auch mal zu viel auf den Teller häufen, empfehle ich die Buffett-Methode, die auf den US-Investor Warren Buffett zurückgeht:
1. Schreibe deine 25 wichtigsten Lebensziele auf.
2. Markiere die 5, die dir am wichtigsten sind.
3. Streiche die restlichen 20.

Die gestrichenen 20 sind nicht falsch, aber sie lenken dich ab. Diese radikale Fokussierung ist zwar schmerzhaft, weil sie Verzicht bedeutet. Gleichzeitig schafft der dadurch gewonnene Freiraum aber Platz für das, was dir wirklich wichtig ist, und macht Lust auf genau diese Dinge.

 

Bensch Sager ist Psychologe und begleitet bei der VBG junge Berufstätige auf dem Weg zu ihrer Berufung.